I. Einleitung
Die anfänglich Mitte der 70er Jahre ausgebrochenen Finanzkrisen in Asien sind nun hinter uns, und die Volkswirtschaften erholen sich kräftig. Dieser Aufschwung trat jedoch nicht spontan ein, sondern war das Resultat einer konsequenten Durchführung wirtschaftspolitischer Maßnahmen seitens der betroffenen Länder und großzügiger finanzieller Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft, insbesondere im Rahmen der IWF-unterstützten Programme für Indonesien, Korea und Thailand. Auch Malaysia und die Philippinen haben sich von der Wirtschaftskrise erholt. Obwohl die Politikempfehlungen des IWF an diese Länder während der Krise im Nachhinein gesehen nicht immer völlig einwandfrei waren, wurden Korrekturen und Anpassungsmaßnahmen an die jeweiligen Umstände prompt durchgeführt. Die gewählten Strategien erwiesen sich bis Ende 1998 in den meisten Fällen als erfolgreich bei der Wiederherstellung von Vertrauen und Stabilität der Finanzmärkte sowie bei der Wiederherstellung von Wirtschaftswachstum. Die Aufrechterhaltung dieser Erholung sowie anhaltende Fortschritte in der Bekämpfung der Armut hängen jedoch in bedeutendem Ausmaß von einer dauerhaften Aufrechterhaltung der makroökonomischen Stabilität und einer konsequenten Durchführung wesentlicher Strukturreformen ab.
Die vorliegende Abhandlung bietet eine Aktualisierung des im Januar 1999 herausgegebenen Dokument zu dem Thema ,,Die Antwort des IWF auf die Asienkrise“. Sie enthält vier Länderkästen (jeweils einen Kasten für Indonesien, Korea und Thailand sowie einen vierten Kasten, der Malaysia und die Philippinen zusammenfasst) sowie sieben Seiten mit Schaubildern. Die ersten fünf Schaubilder befassen sich mit einzelnen Ländern, die beiden letzten beschäftigen sich mit der regionalen Perspektive bzw. einem Vergleich der makroökonomischen Entwicklungen während der Asienkrise und der sogenannten Tequila-Krise.
II. Eine neue Art von Wirtschaftskrise
Die Krise, die in Thailand mit einer Serie spekulativer Attacken auf den Baht begann, breitete sich nach Jahrzehnten hervorragender wirtschaftlicher Leistungen in Asien aus. Obwohl die Umstände in den verschiedenen von der Krisen betroffenen Ländern unterschiedlich waren, konnten die Schwierigkeiten in erster Linie auf eine Kombination aus makroökonomischen Ungleichgewichten (obwohl die Regierungsbudgets im Großen und Ganzen ausgeglichen und die Inflationsraten gemäßigt waren), externen Einflüssen sowie Schwächen im Finanz- und Unternehmenssektor zurückgeführt werden. Die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte waren das Ergebnis eines kräftigem Zuflusses von Privatkapital sowie von hohen privaten Inlandsinvestitionen, und sie wurden vor der Krise noch durch die Aufwertung des US-Dollars, an den die Währungen der betroffenen Länder entweder formell oder informell angebunden waren1, verschärft.
Die Schwächen im Finanz- und Unternehmenssektor bestanden aus mehreren Elementen, darunter bereits bestehende Schwachpunkte in den Portfolios der Finanzinstitutionen; Fremdwährungskredite ohne Kurssicherung, die inländische Unternehmen im Falle einer Abwertung der Inlandswährung der Gefahr beträchtlicher Verluste aussetzten; übermäßige Abhängigkeit von kurzfristiger Auslandsschuld; sowie riskante Investitionen angesichts der Finanzblasen bei Aktien- und Immobilienpreisen. Diese Faktoren hatten sich in einem Umfeld von starken Zuflüssen an Privatkapital und rascher inländischer Kreditschöpfung in deregulierten Finanzsystemen entwickelt, in denen indirekte Regierungsgarantien (neben den Wechselkursbindungen) nach wie vor weit verbreitet waren und in denen die Aufsicht und Regulierung den Herausforderungen eines globalisierten Finanzmarktes nicht gewachsen waren.
Unter diesen Umständen konnte ein Stimmungsumschwung auf dem Markt zu einem nur schwer aufzuhaltenden Teufelskreis von Währungsabwertungen, Zahlungsunfähigkeit und Kapitalabfluss führen, was auch tatsächlich geschah. Nach der Abwertung des Baht griff die Ansteckung schnell auf die gesamte Region über, da die Investoren davon ausgingen, dass auch andere Länder mit den gleichen Problemen konfrontiert waren, was ihre Kreditwürdigkeit in Frage stellte. Nachdem die Krisen ihren Lauf genommen hatten, war ein Großteil der Finanzinstitutionen und Unternehmen in den betroffenen Ländern bankrott.
III. Die IWF-unterstützten Programme
Der IWF wurde zu Hilfe gerufen, um drei der von der Krise am schwersten betroffenen Länder, Indonesien, Korea und Thailand, finanziellen Beistand zu leisten. Die Strategie für die Bekämpfung der Krise enthielt drei Hauptkomponenten:
- Finanzierung. Etwa 35 Mrd. US $ an IWF Finanzmitteln wurden für Anpassungs- und Reformprogramme in Indonesien, Korea und Thailand bereitgestellt, wobei die Hilfeleistung an Indonesien 1998-99 noch weiter erhöht wurde. Ungefähr 85 Mrd. US $ an Finanzmitteln wurden von anderen multilateralen und bilateralen Quellen zugesichert, obwohl dieser Betrag nicht vollständig ausgezahlt wurde. Außerdem wurden abgestimmte Maßnahmen ergriffen (zu verschiedenen Zeitpunkten nach Beginn dieser Programme und in verschiedenen Ländern), um den Abfluss von Privatkapital zu einzudämmen.
- Makroökonomische Maßnahmen. Die Geldpolitik wurde (in den verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten) verschärft, um den Zusammenbruch der jeweiligen Wechselkurse aufzuhalten — diese Maßnahme ging bei weitem über das hinaus, was auf Grund der Fundamentaldaten gerechtfertigt gewesen wäre — und um zu verhindern, dass die Währungsabwertung zu einer Spirale aus Inflation und weiteren Abwertungen führt. Diese Verschärfung der Geldpolitik war zu Recht zeitlich begrenzt: sobald das Vertrauen wieder stieg und die Marktbedingungen sich stabilisierten, wurden die Zinssätze gesenkt. Die Fiskalpolitik sollte in Indonesien und Thailand im Wesentlichen streng bleiben, während in Thailand eine Verschärfung der Fiskalpolitik geplant wurde, um eine Erhöhung des Defizits im Jahr vor der Krise rückgängig zu machen.
- Strukturreformen. Es wurden Schritte unternommen, um die Schwächen im Finanz- und Unternehmenssektor anzugehen. Andere Reformmaßnahmen zielten ab auf die Milderung der sozialen Auswirkungen der Krise sowie auf die Belebung des Wachstums.
Die makroökonomischen Prognosen, die den anfänglichen Programmen zu Grunde liegen, gingen von der Annahme aus, dass Zuversicht durch die Vorlage eines überzeugenden Rahmens von politischen Maßnahmen, kombiniert mit großzügigen Finanzierungspaketen schnell wiederhergestellt werden könnte. Auf der Basis dieser Annahme wurde geschätzt, dass sich das Wachstum zwar verlangsamt, aber positiv bleibt. Weder der IWF noch andere Beobachter sahen die tiefe Rezession, die folgte, voraus. Im Jahr 1998 fiel das BIP in Korea um 7 %, in Thailand um 6 % und in Indonesien um 14 %.
Zusätzlich zu finanzieller Unterstützung für politische Reformprogramme in diesen drei Ländern war der IWF folgendermaßen in anderen von der Krise betroffenen Ländern in der Region engagiert:
- durch Erweiterung und Aufstockung eines bereits bestehenden IWF-unterstützten Programms für die Philippinen im Jahr 1997 sowie durch die Bereitstellung einer Bereitschaftskreditvereinbarung im Jahr 1998; und
- durch Intensivierung der Konsultationen mit anderen von der Krise betroffenen Ländern sowie wirtschaftspolitische Beratung über Schritte zur Vermeidung von Ansteckungseffekten. Das bedeutete unter anderem Unterstützung für die Ansicht der Behörden in China, seinen Wechselkurs gegenüber dem amerikanischen Dollar stabil zu halten.
IV. Strukturreformen waren wesentlich für die Programme
Strukturreformen wurde mehr Bedeutung beigemessen als bei typischen IWF-Programmen. Die Einzelheiten dieser Reformmaßnahmen wurden in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Regierungsstellen, der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank formuliert.
Die Notwendigkeit einer Reform des Finanzsektors war angesichts der Ursachen der Krise besonders wichtig. Die folgenden Hauptaspekte betrafen die Politikmaßnahmen in allen drei Ländern:
- Schließung zahlungsunfähiger Finanzinstitutionen, um weiteren
Verlusten Einhalt zu gebieten;
- Rekapitalisierung potenziell lebensfähiger Finanzinstitutionen, oft mit Regierungsunterstützung;
- enge Aufsicht der Zentralbank über schwache Finanzinstitutionen; und
- Stärkung der Finanzaufsicht und Regulierung, um ein Wiederaufleben der Schwächen, die zu der Krise geführt haben, zu vermeiden, mit dem Ziel, die Solidität der Finanzinstitutionen wiederherzustellen und Aufsicht sowie Regulierung den internationalen Standards anzupassen. In allen Fällen wurden die Standards jedoch schrittweise angehoben, um einen Kompromiss zwischen der Notwendigkeit eines überzeugenden Schrittes vorwärts und der Besorgnis, dass eine zu rasche Erhöhung der Standards einem von der Krise bereits geschwächten System einen weiteren Schock versetzten kann, zu erzielen.
Die Notwendigkeit einer Umstrukturierung von Unternehmensschulden, einschließlich der Erstellung von realistischen Mechanismen für die Neuverhandlung von Schulden, wurde ebenfalls als wesentliches Element zur Wiederherstellung der Solidität des Finanzsystems betrachtet. In allen drei Ländern wurden auf diesem Gebiet nur langsame Fortschritte erzielt, was negative Auswirkungen auf die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung hatte.
Zu den weiteren Reformen gehörten die folgenden Elemente:
- Bemühungen, arme und schwache Bevölkerungsgruppen durch eine Vertiefung und Erweiterung der sozialen Sicherheitsnetze und (besonders in Indonesien) die Bereitstellung beträchtlicher Haushaltsmittel zur Erhöhung der Subventionen für Güter des Grundbedarfs wie Reis, vor den schlimmsten Auswirkungen der Krise zu schützen;
- Maßnahmen zur Verstärkung der Transparenz im Finanz-, Unternehmens- und öffentlichen Sektor; sowie
- Schritte zur Verbesserung der Effizienz der Märkte sowie zur Stärkung des Wettbewerbs.
V. Erste Ergebnisse und Bewertung der IWF-unterstützten Programme
Die IWF-unterstützten Programme waren anfänglich in allen drei Ländern weniger erfolgreich als erhofft bei dem Versuch, das Vertrauen wiederherzustellen, da sowohl die Kapitalabflüsse als auch die Währungsabwertungen nach der Einführung der Programme anhielten. Dies war auf die folgenden Faktoren zurückzuführen:
- anfängliches Zögern und Politikabweichungen bei der Programmdurchführung wie beispielsweise vorzeitiges Nachlassen einer straffen Geldpolitik, gekoppelt mit Ungewissheiten im politischen Umfeld und auf Grund von Wahlen, die künftige wirtschaftspolitische Maßnahmen in Frage stellen;
- das enorme Gefälle zwischen Reserven und fällig werdenden kurzfristigen Schulden. In Korea und Thailand wurden sich die Investoren dieser Tatsache noch deutlicher bewusst, als Informationen über das Niveau der verwendbaren Reserven im Zusammenhang mit den IWF-unterstützten Programmen freigegeben wurden; und
- Ungewissheit in Bezug auf die öffentlichen Finanzpakete; insbesondere da die zu Beginn der jeweiligen Programme angekündigten ,,zweiten Verteidigungslinien“ für Korea und Indonesien nicht zur Auszahlung gelangten.
Auf Grund eines anhaltenden Kapitalabflusses und fallender Wechselkurse erlitten die Länder eine viel tiefere Rezession als ursprünglich vorausgesehen wurde. Dies war in erster Linie auf den abrupten Rückgang der inländischen Ausgaben, besonders der Privatinvestitionen, zurückzuführen. Die Länder durchlebten enorme Leistungsbilanz-anpassungen, die hauptsächlich mit einem scharfen Importrückgang einhergingen.
Die Finanzmärkte stabilisierten sich Anfang 1998 in Korea und Thailand und viel später in Indonesien. Die Wechselkurse begannen sich zu erholen, und die Zinssätze waren Mitte 1998 unter ihren Vorkrisenstand gefallen. Mitte 1998 begann ein Umschwung der wirtschaftlichen Aktivitäten in Korea, dem die anderen Länder später folgten. Die wirtschaftliche Erholung erwies sich als unerwartet robust, vor allem in Korea, wo die Wirtschaft im Jahr 1999 um insgesamt 10,75 % wuchs. Die Erholung war das Ergebnis der Wiederbelebung der privaten inländischen Nachfrage, deren Zusammenbruch die Rezession hervorgerufen hatte.
Die Erfahrungen der Asienkrise und die Ergebnisse der wirtschaftspolitischen Strategie förderten ein neues Nachdenken über das internationale Finanzsystem sowie über angemessene wirtschaftspolitische Reaktionen auf Finanzkrisen. Die Bemühungen, die aus der Asienkrise gezogenen Lehren auf die Aktivitäten des IWF anzuwenden, dauern an. Als ersten Schritt veröffentlichte der IWF im Januar 1999 eine vorübergehende interne Überprüfung der Ausgestaltung und der ersten Erfahrungen mit IWF-unterstützten Programmen in Indonesien, Korea und Thailand2. Die Studie unternahm den Versuch, sowohl diejenigen Aspekte der IWF-Strategie zu identifizieren, die erwartungsgemäß funktioniert hatten als auch andere Aspekte, die neu durchdacht werden müssen. Im September 1999 veröffentlichte der IWF eine Studie über seine wirtschaftspolitische Beratungsarbeit in Asien zur finanziellen Umstrukturierung .3 Eine der wichtigsten Lehren, die die meisten Beobachter teilen, ist die Notwendigkeit stärkerer Bemühungen bei der Krisenvorbeugung. Der Verlauf der Krise hat eindeutig gezeigt, wie schwierig es ist, solchen Entwicklungen Einhalt zu gebieten, wenn sie einmal begonnen haben. Zu den Lehren in diesem Bereich gehören die folgenden:
- das Versäumen des Fonds sowie der meisten anderen Beobachter, die Krise mit Ausnahme von Thailand vorherzusehen, unterstreicht die Bedeutung einer Stärkung der Überwachung, besonders im Hinblick auf die Anfälligkeit des Wechselkurses und des Finanzsystems, um die Anfälligkeiten anzugehen, bevor sie zu stark werden;
- größere Transparenz der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen durch die Veröffentlichung von Wirtschaftsstatistiken, einschließlich von Indikatoren betreffend den Finanz- und Unternehmenssektor sowie umfassender Informationen über offizielle Reserveaktiva und -verbindlichkeiten, ist von wesentlicher Bedeutung, um die Marktdisziplin zu stärken und zu gewährleisten, dass die Vermögenspreise und Finanzströme weniger abrupt auf negative Information reagieren. Dies trägt außerdem dazu bei, die Veröffentlichung von negativen Informationen während einer Krise zu vermeiden;
- die Krise warf neue Fragen in Bezug auf das Tempo und die zeitliche Abfolge einer Kapitalverkehrsliberalisierung auf. Sie zeigte insbesondere die Risiken einer Kapitalverkehrsliberalisierung, bevor die Solidität des inländischen Finanzsystems sichergestellt ist. Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit der Abfolge liegt daran, dass einige Länder kurzfristige Kapitalströme vor den langfristigen Kapitalströmen liberalisiert hatten. Besonders die anhaltende Regulierung von direkten Auslandsinvestitionen förderte in einigen Fällen eine Zusammensetzung der Kapitalströme, die die Anfälligkeit verstärkte; und
- es gibt keine Nachweise dafür, dass die Krise ihren Ursprung in ,,Moral Hazard“, also im Risiko fahrlässiger Kreditvergabe, hatte. Das im Jahr 1995 vom IWF unterstützte Programm für Mexiko, das von einigen Kritikern als ein Signal dargestellt wurde, dass aufstrebende Marktwirtschaften mit einer Rettungsaktion des Fonds rechnen können, hatte de facto keinen spürbaren Einfluss auf die Finanzmärkte Asiens: anscheinend betrachteten die Investoren zu diesem Zeitpunkt die Ereignisse in Mexiko als nicht relevant für die asiatischen Tiger.
Wie ist die wirtschaftspolitische Reaktion auf die Krise zu bewerten?
- Eine straffe Geldpolitik, die entschlossen durchgeführt wurde, bewirkte eine Wende im Druck auf die Wechselkurse und eine Vermeidung inflationärer Spiralen. In Korea und Thailand entwickelte sich der folgende Trend: nach einer Periode mit negativem Realzinssatz, Währungsabwertung sowie steigender Inflation zu Beginn der vom Fonds unterstützten Programme wurden die realen Zinssätze für einige Monate stark angehoben. Die Marktbedingungen stabilisierten sich, die Währungen erholten sich, und die Zinssätze wurden auf ein Niveau gesenkt, das niedriger war als vor der Krise; dadurch konnte ein Kreis aus Inflation und Abwertung vermieden werden. Im Gegensatz dazu erhielt Indonesien bis Mitte 1998 negative Realzinssätze aufrecht; dies führte zu einer ausufernden Geldschöpfung, zu Bankenzusammenbrüchen sowie politischen und sozialen Unruhen. Der Zusammenbruch der Währung war viel gravierender und langwieriger als in den anderen Ländern. Diese Erfahrungen werfen ernste Zweifel auf die Behauptung einiger Kritiker, die straffe Geldpolitik sei kontraproduktiv gewesen und habe die Währungsabwertungen sogar noch beschleunigt;
- im Nachhinein gesehen waren die anfänglichen fiskalischen Ziele der Programme, die zum Teil auf der (zu diesem Zeitpunkt von den meisten Beobachtern geteilten) Annahme beruhten, dass es sich um einen relativ mäßigen wirtschaftlichen Abschwung handelte, zu restriktiv. Sie wurden jedoch angepasst, sobald klar wurde, dass die Länder mit einer ernsthaften Schrumpfung zu rechnen hatten und dass der Einbruch der privaten Nachfrage zu massiven Überschüssen in der Leistungsbilanz führte. Die Lockerung erfolgte in allen drei Ländern Anfang 1998, d.h. nur zwei Monate nach dem Beginn der Programme in Indonesien und Korea. Im Nachhinein gesehen, hätte diese Lockerung bereits früher erfolgen müssen, insbesondere da diese Länder zu Beginn der Krise eine solide Haushaltslage und niedrige öffentliche Schulden aufwiesen. Obwohl die Fiskalpolitik keine wesentliche Ursache der Rezession war, so hätte sie mehr dazu beitragen können, dem Rückgang der privaten Nachfrage, der seinerseits hauptsächlich auf die Bilanzeffekte der Krise selbst zurückzuführen war, entgegenzuwirken;
- wie bereits bemerkt, war die Notwendigkeit von Strukturreformen offenkundig, um durch die Behebung einiger der wesentlichen Ursachen der Krise die Zuversicht wieder herzustellen. Anfänglich war der Fokus der Programme jedoch nicht scharf genug auf den Finanz- und Unternehmenssektor gerichtet; dies kam später, als man die Zusammenhänge besser zu verstehen begann. Im allgemeinen werfen die Erfahrungen Fragen in Bezug auf den Schwerpunkt von Strukturreformen sowie deren Tempo und Ablauf auf. Einige dieser Fragen wurden im Zuge des Programmverlaufs beantwortet: einige Reformen wurden verzögert, während andere, die als weniger wichtig betrachtet wurden, gestrichen wurden;
- die Erfahrung mit der Umstrukturierung des Finanzsektors unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit klarer Regierungsgarantien für Bankeinlagen im Fall einer Krise. Dies wurde besonders deutlich bei der Schließung von 16 Banken in Indonesien im November 1997. Diese Banken waren extrem insolvent, und es besteht wenig Zweifel, dass sie umgehend geschlossen werden mussten, um enorme öffentliche Ausgaben für ihre Unterstützung zu vermeiden. Zu diesem Zeitpunkt erfolgten jedoch keinerlei Verlautbarungen über die Behandlung der Anleger bei möglichen zukünftigen Bankschließungen, die allgemein für sehr wahrscheinlich gehalten wurden. Dies war zum Teil auf die Besorgnis zurückzuführen, dass eine umfassende und öffentlich angekündigte Garantie zu ,,Moral Hazard“ hätte führen können. Im Nachhinein betrachtet, hätte diese Besorgnis jedoch der Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruchs des Bankensystems untergeordnet werden müssen. Die Unsicherheit über den Umfang möglicher Regierungsgarantien war — bis im Januar 1998, als eine generelle Garantie für alle Bankverbindlichkeiten angekündigt wurde — offensichtlich ein wichtiger Faktor bei der Beschleunigung der Bankpanik;
- anfänglich stützten sich die Programme in erster Linie auf ein Straffen der monetären Bedingungen und andere Maßnahmen zur Wiederherstellung der Zuversicht, um den Abfluss von Privatkapital einzudämmen. Ein strengerer Ansatz, der auf Mittel wie Kapitalkontrollen zurückgreift, wurde jedoch nicht angewendet, teilweise auf Grund der Befürchtung, dass dadurch die Ansteckungsgefahr verschlimmert werden könnte. Da jedoch die Zuversicht nicht rasch wieder hergestellt werden konnte, wurde in allen drei Ländern eine abgestimmte Einbeziehung des Privatsektors notwendig, um dem Kapitalabfluss Einhalt zu gebieten. In Thailand erzielten die Behörden rasch ein Einverständnis mit ausländischen Banken, ihre Kreditlinien für ihre thailändischen Niederlassungen aufrechtzuerhalten; die wichtigsten Bankgläubiger Koreas wurden im Dezember 1997, wenige Wochen nach Beginn des Programms, gedrängt, ihr Geld an Ort und Stelle zu belassen; in Indonesien kam es zu einem de facto Moratorium im Auslandsschuldendienst von Unternehmen, und später wurde ein Rahmen für die Umstrukturierung dieser Schulden erstellt. Diese Erfahrung warf die Frage auf, ob die Einbeziehung des Privatsektors nicht schon früher hätte erfolgen sollen — besonders in Korea, wo wenige Woche nach der Einführung des ursprünglichen Programms eine Finanzierungskrise drohte. Diese Erfahrung gab aber auch den Anstoß für die Arbeit an der Festlegung von Modalitäten für die Einbeziehung des Privatsektors, die im Krisenfall eingesetzt werden können, aber auch dazu dienen können, das Vertrauen zu stärken und dadurch Krisen zu verhindern.
VI. Anzeichen und konkreter Inhalt der Erholung
Die wirtschaftliche Erholung erfolgte in den meisten Krisenländern rascher als von vielen Beobachtern erwartet. Die pessimistischen Szenarien, die auf dem Höhepunkt der Probleme entwickelt wurden, konnten vermieden werden. Solides makroökonomisches Management spielte eine wesentliche Rolle in der Stärkung der externen Positionen, der Stabilisierung der Finanzmärkte und der Erleichterung einer raschen Rückkehr zu Wirtschaftswachstum. Obwohl es in allen asiatischen Krisenländern nach wie vor bedeutende unvollendete Strukturreformen gibt, so haben die Anstrengungen der jeweiligen Regierungen, sich mit diesen schwierigen Problemen zu befassen, zu der kräftigen Erholung beigetragen.
- In den meisten Krisenländern gibt es gegenwärtig ein starkes reales Produktionswachstum, das durch Privatverbrauch, Exporte und neue Privatinvestitionen geschaffen wird. In Korea begann der Konjunkturaufschwung im letzten Quartal des Jahres 1998, weniger als ein Jahr nach den dunkelsten Tagen der Krise, und es wird für das Jahr 2000 eine Wachstumsrate von 8 % erwartet, wobei diese Prognose noch übertroffen werden kann. Es wird erwartet, dass Thailands Wirtschaft in diesem Jahr um 5 % wachsen wird. In Indonesien, wo politische Unruhen und mangelhafte Durchführung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen die Erholung behinderten, fing die Wirtschaft gegen Ende 1999 wieder zu wachsen an, und es wird erwartet, dass das reale BIP in diesem Jahr um 4 % ansteigen wird.
- Die Geldpolitik in der Region bleibt locker, in erster Linie, um das Wirtschaftswachstum zu untermauern. In vielen Fällen liegen die realen und nominalen Zinssätze auf den Geldmärkten unter dem vor der Krise herrschenden Niveau. In Korea und Thailand begannen die Zinssätze Anfang 1998 zu fallen, und in Indonesien Mitte 1999, als der Druck auf die Währungen nachließ. Die Kreditschöpfung im Privatsektor bleibt jedoch in der Region relativ bescheiden, teilweise weil die Finanzinstitutionen ihre Fähigkeit zur Risikoeinschätzung verbessert und eine vorsichtigere Einstellung zu neuen Kreditvergaben angenommen haben.
- Die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen erfolgt schrittweise und im Gleichschritt mit der wirtschaftlichen Erholung; die Budgetdefizite werden trotz der Kosten für die Reform des Privatsektors abgebaut, und die Politik kehrt zu den Prinzipien einer Minimierung der Inlandsfinanzierung und der Vermeidung von übermäßiger öffentlicher Verschuldung zurück. Obwohl Anstrengungen unternommen werden, die Sozialausgaben zu erhöhen, wurden Einschnitte in ineffizienten Infrastrukturprojekten sowie anderen unproduktiven Ausgaben, einschließlich der Ausgaben für militärische Zwecke, durchgeführt. Ferner werden Schritte zur Reform der Steuersysteme ergriffen, besonders durch den Abbau von Steuerbefreiungen, um die Einnahmebasis zu vergrößern, sowie durch eine gleichzeitige Modernisierung der Steuerverwaltung, um die Effizienz des Steuereinzugs zu erhöhen und die Korruption zu bekämpfen.
- Die Leistungsbilanzen weisen nach wie vor Überschüsse auf. Dies ist zum Teil auf eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie auf die weltweit starke Nachfrage nach elektronischen Gütern zurückzuführen, die die mit schnellerem Wachstum zusammenhängende erhöhte Importnachfrage ausgleicht. Höhere Erdölpreise führen dazu, die Handelsüberschüsse in den Erdöl importierenden Ländern der Region zu reduzieren und gleichzeitig die Handelsüberschüsse Indonesiens und Malaysias zu steigern. Die Wechselkurse haben sich von den während der Krise erreichten Tiefpunkten erholt, bleiben real jedoch stark unter dem Vorkrisenstand, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit verstärkt wird.
- Die offiziellen internationalen Reserven wurden wieder aufgebaut. Dadurch sind die Länder externen Schockeinwirkungen gegenüber weniger anfällig. Die Reserven Koreas, die im Dezember 1997 auf ein gefährliches Tief gesunken waren, waren Ende April 2000 auf 85 Mrd. US $ gestiegen, und das Land ist zu den internationalen Kapitalmärkten zurückgekehrt. In Thailand sind die internationalen Reserven inzwischen mehr als doppelt so hoch wie die gesamte kurzfristige Auslandsverschuldung. Dies steht in scharfem Kontrast zur Situation von 1997.
- Die meisten regionalen Aktienbörsen haben seit dem Tiefpunkt der Krise Gewinne gemacht, obwohl sie in Dollar ausgedrückt wesentlich unter dem vor der Krise herrschenden Stand verbleiben.
- Die Krisenländer haben die Durchführung von wichtigen Strukturreformen begonnen: schwache Banken und andere Finanzinstitutionen wurden geschlossen, fusioniert oder rekapitalisiert, und die Überwachung wurde verstärkt; Monopole wurden zerschlagen; Einschränkungen für den Eigentumsbesitz durch Ausländer wurden erleichtert; die Unternehmen müssen höhere Maßstäbe bei den Führungsstrukturen und der Offenlegung einhalten, und es wurden Gesetze zur Stärkung der Unabhängigkeit der Zentralbanken, zur Wettbewerbspolitik, zu Konkursverfahren und zu Maßnahmen gegen Korruption verabschiedet oder novelliert.
VII. Was ist noch erforderlich, um gerecht verteiltes Wachstum aufrechtzuerhalten?
Trotz der in letzter Zeit erzielten Fortschritt gibt es nach wie vor Bedenken, ob der Wirtschaftsaufschwung auch zu nachhaltigem Wachstum führen wird, oder ob die alten Schwächen wieder zum Vorschein kommen werden. Obwohl die erzielten Ergebnisse besser sind als einige Kritiker vorhergesagt haben, lässt der Fortschritt der Strukturreformen zu wünschen übrig. Es ist von grundlegender Bedeutung, das große unvollendete Programm für Strukturreformen zu Ende zu führen. Dies ist eine große und schwierige Aufgabe, deren Durchführung nicht immer politisch unterstützt wird. Reformmüdigkeit und Selbstzufriedenheit angesichts der in letzter Zeit erzielten wirtschaftlichen Leistung müssen verhindert werden. Folgendes bleibt wichtig:
- Beschleunigung der Umstrukturierung im Finanzsektor. Dazu gehören der Abschluss der Rekapitalisierung von Geschäftsbanken, verbesserte Eintreibung von Darlehen sowie die Veräußerung von Vermögenswerten. Die daraus erzielten Erlöse werden dazu beitragen, die hohen Haushaltskosten der Umstrukturierung auszugleichen.
- Intensivierung der Unternehmensumstrukturierung mit dem Schwerpunkt der Wiederherstellung von tragfähigen Unternehmensbilanzen durch Neuverhandlungen mit den Gläubigern, die eine Umstrukturierung der Schulden sowie betriebliche Umstrukturierungen sichern, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Rentabilität wiederherzustellen. Diesbezügliche Fortschritte werden möglicherweise schwieriger zu erzielen sein als im Wiederaufbau des Finanzsektors, was zum Teil auf die beschränktere Rolle der Regierungen zurückzuführen ist. Auch im besten Fall wird es sich um einen langwierigen Vorgang handeln.
- Fertigstellung eines handelsrechtlichen Rahmenwerks für eine moderne Volkswirtschaft, einschließlich eines neuen Konkurs- und Wettbewerbsrechts sowie der Schaffung von Institutionen, die dazu imstande sind, die Einhaltung der Gesetze durchzusetzen und die Unabhängigkeit der Zentralbank zu garantieren.
- Fortsetzung des Prozesses der Marktöffnung und der Deregulierung, einschließlich weiterer Liberalisierung des Handels und Vereinfachung der Auflagen für Unternehmenszulassungen. Diese Maßnahmen sind erforderlich, um ein besseres Umfeld für Privatinvestitionen zu schaffen, insbesondere um neue direkte Auslandsinvestitionen anzuziehen und das Produktivitätswachstum zu steigern.
- Erweiterung der sozialen Sicherheitsnetze und Investitionen in Humankapital sowie Hilfe für die Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität durch gezielte Subventionen, Ausbildungs- und Gesundheitsprogramme und Schaffung von Beschäftigung.
Auch regionale Initiativen können dazu verhelfen, nachhaltiges Wirtschaftswachstum sowie stabile finanzielle Beziehungen zwischen den Teilnehmerländern zu fördern. Die vor kurzem geschaffene ,,Chiang Mai-Initiative“ zwischen den ASEAN-Mitgliedern und China, Korea sowie Japan ist ein wichtiges Beispiel für die verbesserte Zusammenarbeit in der Region, durch die es Ländern, die sich in zeitweiligen finanziellen Schwierigkeiten befinden, ermöglicht wird, durch Swap- und Rückkaufgeschäfte Fremdwährung von ihren Nachbarn zu erhalten. Obwohl die Details dieser Fazilitäten noch ausgearbeitet werden müssen, werden sie sicher dazu beitragen, die Arbeit des IWF zu ergänzen, und sie passen gut in die Gesamtstrategie zur Bewältigung der wirtschaftlichen Fragen in der Region.
Nach Abschluss der oben angeführten Maßnahmen und durch die Bewahrung finanzieller Stabilität durch angemessene makroökonomische Politiken werden die Krisenländer Asiens wahrscheinlich stärker und besser ausgerüstet für den Wettbewerb im globalen Umfeld des 21. Jahrhunderts sein: die Volkswirtschaften der Länder werden marktorientierter und transparenter sein; ihre Finanzinstitutionen werden stärker und besser reguliert sein; ihre Unternehmen werden wettbewerbsfähiger sein, und ihre sozialen Sicherheitsnetze werden beträchtlich verbessert sein.
Kasten 1. Thailand
Die Asienkrise machte sich zunächst 1997 in Thailand bemerkbar, als der Baht einer Serie von immer heftigeren Spekulationsattacken ausgesetzt wurde und die Märkte ihre Zuversicht in die Wirtschaft verloren. Am 20. August 1997 bewilligte das Exekutivdirektorium des IWF finanzielle Unterstützung für Thailand von bis zu 2,9 Mrd. SZR, d.h. ca. 4 Mrd. US $, über einen Zeitraum von 34 Monaten. Das Gesamtpaket bilateraler und multilateraler Unterstützung für Thailand betrug 17,2 Mrd. US $. Thailand zog 14,1 Mrd. US $ dieses Betrages und kündigte im September 1999 an, dass es angesichts der verbesserten Wirtschaftslage nicht die Absicht hat, die restlichen Beträge in Anspruch zu nehmen.
In der Anfangsphase des Programms passten die Behörden in Thailand die Geldpolitik an eine kontrollierte Freigabe des Baht an, förderten die Umstrukturierung bedrängter Finanzinstitutionen, darunter die Schließung von 56 bankrotten Finanzunternehmen, führten Haushaltskürzungen durch, um Mittel zur Finanzierung der Umstrukturierung und zur Verbesserung der Leistungsbilanzposition freizumachen, verstärkten die Rolle des Privatsektors in der thailändischen Wirtschaft und versuchten, durch weitere Reformmaßnahmen Auslandskapital anzuziehen.
Die rasche Ausweitung der Asienkrise gegen Ende 1997 — die eine stärker als erwartete Abwertung des Baht, einen beträchtlichen Konjunkturabschwung sowie negative regionale Wirtschaftsentwicklungen mit sich brachte — rechtfertigten Anpassungen im Thailand-Programm. Diese Anpassungen erfolgten durch eine Reihe von Programmüberprüfungen, die in enger Absprache mit thailändischen Regierungsstellen durchgeführt wurden. Sie zielten darauf ab, vor dem Hintergrund der Rezession, deren Tiefe nicht vorherzusehen war, die anhaltende Umstrukturierung der thailändischen Volkswirtschaft zu sichern und die Gesellschaftsgruppen zu schützen, die bei Wirtschaftskrisen besonders anfällig sind.
Die Geldpolitik war darauf ausgerichtet, sowohl die Stabilität des Wechselkurses zu unterstützen als auch die Erholung der Wirtschaft zu fördern. Als der Baht sich zu stabilisieren begann, senkte Thailand die Zinssätze. Mitte 1998 näherten sich die Zinssätze des Geldmarktes dem vor der Krise herrschenden Stand an; anschließend fielen zunächst die Zinssätze für Einlagen und dann die Zinssätze für Kredite. Im September 1999 hatten die Geldmarktzinssätze ihren niedrigsten Stand seit über zehn Jahren erreicht.
Die Fiskalpolitik wurde im Zuge der Konjunkturabschwächung geändert. Obwohl die erste Absichtserklärung für das Haushaltsjahr 1997/98 einen Haushaltsüberschuss von 1 % des BIP forderte, begann das Programm im Februar 1998, auf ein Defizit der öffentlichen Finanzen zu zielen. Dieses angestrebte Defizit (ausschließlich der Zinskosten der Reform des Finanzsektors) wuchs bis April 1999 von 2 % auf 6 %, obwohl das tatsächliche Defizit für 1998/99 auf weniger als 5 % geschätzt wird (inklusive Zinskosten der Reform des Finanzsektors, die sich auf fast 2 % des BIP beliefen, betrug das Defizit ca. 6,5 %.) Ein Großteil der erhöhten Ausgaben konzentrierte sich auf eine Stärkung der Programme für Sozialnetze, um die Absicherung der von der Krise betroffenen thailändischen Bevölkerung zu gewährleisten. Obwohl fiskalische Anreize einstweilen wichtig bleiben, ist mittelfristig eine fiskalische Konsolidierung nötig, um den Anstieg der öffentlichen Schulden umzukehren.
Die Umstrukturierung des Finanzsektors blieb ein Schlüsselelement des gesamten Thailand-Programms. Anfänglich konzentrierte sich das Programm auf die Liquidierung von Finanzunternehmen, Regierungsinterventionen bei den schwächsten Banken sowie die Rekapitalisierung des Bankensystems. 1998 wurden die Reformbestrebungen beschleunigt, wobei der Schwerpunkt auf die Privatisierung der Banken, bei denen es zu Interventionen gekommen war, die Veräußerung der Vermögensanteile der Finanzunternehmen und die Umstrukturierung der Unternehmensschulden gelegt wurde. Die Behörden erzielten beträchtliche Fortschritte bei der Stärkung des institutionellen Rahmens, einschließlich der Reform des Konkursrechts, der Regeln für Zwangsvollstreckungen sowie bei den Einschränkungen für Auslandsinvestitionen. Die Anzahl der notleidenden Kredite bleibt jedoch hoch und unterstreicht die Notwendigkeit einer Beschleunigung der Umstrukturierung der Unternehmensschulden und der Banken.
Thailands Volkswirtschaft kehrte gegen Ende 1998 zu positivem Wachstum zurück.
1999 wuchs das BIP um über 4 % und wird im Jahr
2000 wahrscheinlich um 4,5 — 5 % wachsen. Es wird
erwartet, dass die Zahlungsbilanz in der nächsten
Zukunft stark bleiben wird, obwohl der gegenwärtige
Leistungsbilanz überschuss im Zuge der wirtschaftlichen
Erholung schwächer wird. Die Devisenreserven bleiben
innerhalb der im Programm vorgesehenen Spanne von 32 —
34 Mrd. $. Angesichts der Erholung der Produktion und
der Auffüllung der Reserven auf ein tragbares Niveau,
behandelten die Behörden den IWF-Kredit als eine
Vorsichtsmaßnahme und unternahmen nach September
1999 keine weiteren Ziehungen. Die Bereitschaftskreditvereinbarung
lief am 19. Juni 2000 ab.
Ausgewählte Wirtschaftsindikatoren |
|
|
1996
|
1997
|
1998
|
1999*
|
2000*
|
|
Änderungen
in % ausgedrückt |
Reales BIP-Wachstum
|
5,9
|
-1,7
|
-10,2
|
4,2
|
4,5 bis 5,0
|
Verbraucherpreise (Periodendurchschnitt)
|
5,9
|
5,6
|
8,1
|
0,3
|
3,0
|
(% des BIP [die Minuszeichen
bedeuten ein Defizit])
|
Saldo der Zentralregierungen*** |
1,9
|
-0,9
|
-2,4`
|
-2,9
|
-3,0
|
Leistungsbilanz
|
-6,0
|
-7,9
|
-2,0
|
12,7
|
9,1
|
(in Milliarden
US $) |
Auslandsschuld
|
90,5
|
93,4
|
86,2
|
76,0
|
67,8
|
|
Quellen: Thailändische Regierungsstellen
und Schätzungen von IWF-Stabsmitgliedern
*Schätzung
**Hochrechnung
*** Das Haushaltsjahr dauert vom 1. Oktober bus zum 30. September.
|
|
Kasten 2. Korea
Während der vergangenen Jahrzehnte hat Korea sich in ein fortgeschrittenes Industrieland verwandelt. Das Finanzsystem war jedoch durch Regierungseingriffe in die Wirtschaft und durch enge Verbindungen zwischen Banken und Konglomeraten geschwächt worden. Während der Finanzkrise in Asien brachte ein Verlust der Marktzuversicht das Land gefährlich nahe an den Rand der Erschöpfung seiner Devisenreserven. Am 4. Dezember 1997 bewilligte das Exekutivdirektorium des IWF Finanzhilfe von bis zu 15,5 Mrd. SZR, d.h. etwa 21 Mrd. US $, über einen Zeitraum von drei Jahren.
Die Ziele der Strategie zur Lösung der Krise in Korea waren in erster Linie eine Wiederherstellung der Zuversicht und eine Stabilisierung der Finanzmärkte sowie die Schaffung eines Fundaments für eine nachhaltige Erholung der realen Volkswirtschaft. Das Programm bestand deshalb aus einer Mischung von makroökonomischen wirtschaftspolitischen Maßnahmen und weitreichenden Strukturreformen. Zusätzlich schloss Korea Anfang 1998 ein Übereinkommen mit ausländischen Banken ab, um die Fälligkeitsdaten kurzfristiger Forderungen an Koreas Banken zu verlängern und somit einen Zahlungsausfall zu verhindern.
Zu Beginn des Programms war der Fokus von Koreas makroökonomischer Politik auf eine zeitweilige Erhöhung der Zinssätze gerichtet, um den Won zu festigen und eine Spirale von Abwertung und Inflation zu vermeiden. Dieser Schritt verhalf zu einer Wiederherstellung der finanziellen Stabilität bis Anfang 1998 und sobald der Won stabilisiert worden war, wurden die makroökonomischen Maßnahmen schnell entspannt, um der Wirtschaft einen Ansporn zu geben. Außerdem verfolgten die Behörden im Anfangsstadium des Programms eine fiskalische Expansion ein, um die Auswirkungen der unvermeidlichen Rezession zu verringern. Im Bewusstsein der Tatsache, dass eine reibungslose Durchführung der Anpassungsmaßnahmen breiten sozialen Konsens erfordert, schloss die Regierung ein Dreierabkommen zwischen Gewerkschaften, Unternehmern und Regierung ab. Des weiteren stärkten die Behörden das soziale Sicherheitsnetz durch eine Erweiterung der Arbeitslosenversicherung und direkte Unterstützung durch öffentliche Arbeitsprogramme, zeitweilige Lebensunterhaltsicherung sowie andere Sozialprogramme.
Die Agenda für Strukturreform legte den Schwerpunkt auf eine Liberalisierung des Kapitalverkehrs, die Umstrukturierung des Finanz- und Unternehmenssektors, eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die Verbesserung der Datenberichterstattung. Die koreanische Umstrukturierung zielte darauf ab, die Stabilität des Finanzsystems durch Unterstützung der Liquidität, eine befristete Gesamtgarantie sowie die Schließung nicht lebensfähiger Institutionen schnell wiederherzustellen. Die Umstrukturierung zielte weiterhin darauf ab, eine Lösung für das Problem der notleidenden. Kredite zu finden, die Banken zu rekapitalisieren und das institutionelle Regelwerk zu stärken, indem die prudentiellen Regeln und die Aufsicht den besten internationalen Verfahren angepasst werden.
Die Unternehmensumstrukturierung konzentrierte sich anfänglich auf eine Verbesserung von Führungsstrukturen und Wettbewerbsregeln. Später verlagerte sich der Schwerpunkt auf finanzielle und betriebliche Umstrukturierung mit dem Ziel, den Schuldenstand zu senken und die Kapitalstruktur zu stärken. Es werden bei einer Reihe von Unternehmen Fortschritte erzielt bei außergerichtlichen Vergleichen sowie bei gerichtlich überwachten Insolvenzverfahren im Rahmen der von den Banken überprüften Pläne zur Verbesserung der Kapitalstruktur. Weitere Fortschritte betreffen die Erfüllung der im Rahmen dieser Pläne gemachten Versprechen; Aktienfragen, Ausgliederungen mit Aktienübernahme, der Verkauf von Vermögenswerten sowie strategische Bündnisse mit ausländischen Investoren machen den Hauptanteil der Verbesserungen aus.
Korea erholt sich gegenwärtig kräftig, und die im Rahmen des IWF-unterstützten Programms angenommenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen haben zu der erfolgreichen Wiederherstellung von externer Stabilität, dem Wiederaufbau der Reserven und der Einleitung von Reformen des Finanz- und Unternehmenssektors beigetragen. Korea hat die Ziehungen vom IWF eingestellt; zusätzlich hat es einen Teil des Bereitschaftskredites neun Monate vor dem Fälligkeitsdatum zurückbezahlt. Die Herausforderung für die Zukunft besteht darin, Selbstzufriedenheit zu vermeiden und den Schwung der Strukturreformen aufrechtzuerhalten.
Ausgewählte Wirtschaftsindikatoren |
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1996
|
1997
|
1998
|
1999*
|
2000**
|
|
(Änderungen in %)
|
Realwachstum des BIP
|
7,1
|
5,5
|
-6,7
|
10,7
|
8,0
|
Verbraucherpreise (Periodenende)
|
4,9
|
6,6
|
4,0
|
1,4
|
1,8
|
(% des BIP [die Minuszeichen
bedeuten ein Defizit])
|
Saldo der Zentralregierung
|
0,0
|
-1,7
|
-4,4
|
-3,5
|
-3,0¹
|
Leistungsbilanz
|
-4,4
|
-1,7
|
12,7
|
6,1
|
2,0
|
(in Milliarden US $)
|
Auslandsverschuldung
|
164,4
|
158,1
|
148,7
|
136,0
|
129,6
|
(% des BIP)
|
Auslandsverschuldung
|
31,6
|
33,2
|
46,9
|
33,4
|
26,8
|
|
Quellen: Koreanische Regierungsstellen und Schätzungen
von IWF-Stabsmitgliedern
* Schätzung
** Hochrechnung
1 Schließt für das Jahr 2000 den Pensionsfonds
für öffentliche Bedienstete ein
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Kasten 3. Indonesien
Das Floating des thailändischen Baht im Juli 1997
intensivierte bald den Druck auf die indonesische Rupiah. Strukturelle
Schwächen im Finanzsektor Indonesiens und der große Bestand
an kurzfristigen Auslandsschulden des Privatsektors trugen zu Zweifeln
an der Fähigkeit der Regierung bei, die Währungsbindung zu
verteidigen. Nach einer kurzen Periode mit erweitertem Interventionsband
wurde die Rupiah gefloatet, und Anfang Oktober hatte sie 30 % ihres
Wertes verloren. Am 5. November 1997 schlossen die Regierungsbehörden
eine dreijährige Bereitschaftskreditvereinbarung mit dem IWF über
10 Mrd. US $ ab, die im Juli 1998 um ungefähr 1,4 Mrd. US $
erhöht wurde. Zusätzlich gaben sowohl andere multilaterale
Institutionen als auch bilaterale Geber Zusicherungen für große
Beträge, (8 Mrd. US $ bzw. 18 Mrd. US $
— die sogenannte ,,zweite Verteidigungslinie“) ab. Trotz einer
anfänglichen Erholung der Rupiah verschlechterte sich die Marktstimmung
zwischen Dezember 1997 und Januar 1998 wieder, nachdem die indonesische
Zentralbank im November 16 insolvente Banken geschlossen hatte. Außerdem
gab es Rückschritte in der Programmdurchführung verbunden
mit ernsthaften sozialen und politischen Unruhen, die im Sturz von Präsident
Suharto im Mai 1998 ihren Höhepunkt hatten. Gegen Ende Juli hatte
die Rupiah ca. 65 % ihres Wertes von Ende 1997 verloren. Der Vertrauensverlust
bewirkte finanzielle Unbeständigkeit sowie einen Zusammenbruch
der Produktion, was schwere Nachwirkungen für die arme Bevölkerung
mit sich zog.
Im August 1998 fand eine verstärkte Reformagenda
ihren Ausdruck in einem neuen, erweiterten Abkommen mit dem Fonds. Um
der Inflation Herr zu werden, wurde das Programm in einer strengen Kontrolle
der Zentralbankmenge verankert. Nahrungssicherheit — besonders bei Reis
— wurde schrittweise durch Notimporte, ein verbessertes Verteilungssystem
sowie zeitweilige Nahrungsmittelsubventionen wiederhergestellt. Im Zentrum
des Programms standen weiterhin die Reform des Banksektors, Unternehmensumstrukturierung,
ein effizientes System zur Verwaltung von Konkursen, die Aufhebung staatlicher
Kontrollen und Privatisierung sowie verbesserte Führungsstrukturen.
Dieses wirtschaftspolitische Rahmenwerk brachte wichtige Resultate,
einschließlich der effektiven Beseitigung der Inflation, der Stabilisierung
der Rupiah und der Erholung der Fremdwährungsreserven. Die Zinssätze
wurden dramatisch gesenkt, und die Reispreise stabilisierten sich. Die
verbesserte Marktstimmung drückte sich in einer Erholung des Aktienmarktes
und in fallenden Risikoprämien aus. Insgesamt wurden jedoch im
Rahmen des Programms keine entscheidenden Fortschritte erzielt. Es kam
zu Verzögerungen in der Durchführung der Umstrukturierung
des Bank- und Unternehmenssektors. Anhaltende Schwächen in den
Führungsstrukturen von Schlüsselinstitutionen kamen im Rahmen
des Skandals der Bank Bali ans Tageslicht und führten, gemeinsam
mit anderen Faktoren, zu einer Aussetzung des IWF-Programms im September
1999.
Angesichts dieser fragilen und unvollständigen
Ergebnisse handelte die neu gewählte Regierung eine neue, erweiterte
Kreditvereinbarung über ca. 5 Mrd. US $ mit dem
IWF aus, die im Februar 2000 vom Exekutivdirektorium des Fonds bewilligt
wurde. Das makroökonomische Rahmenwerk bezweckt eine jährliche
Wachstumsrate von 5 bis 6 % bis 2002, wobei die jährliche
Inflationsrate unter 5 % bleiben soll. Es wurde ein Ausschuss für
Finanzsektorpolitik (Financial Sector Policy Committee) mit dem Mandat
gegründet, der Umstrukturierung des Banken- und Unternehmenssektors
Leitlinien und Richtung zu geben. Das Hauptziel der Umstrukturierung
der Banken ist eine Kapitalisierung aller Banken, auch durch Bereitstellung
öffentlicher Mittel, auf eine Kennzahl für die Eigenkapitalausstattung
von 8 % bis Ende 2001 als Voraussetzung für den Ersatz der
umfassenden Garantie durch eine selbst finanzierte Einlagenversicherung.
Weitere Ziele sind verstärkte Bemühungen für eine Umstrukturierung
von staatlichen Banken, bessere Unternehmenssteuerung und -kontrolle
sowie Aufsicht im Bankwesen und die ,,Indonesia Bank Restricting Agency“
(IBRA), eine Vertiefung des Obligations- und Aktienmarktes sowie verstärkte
Bemühungen betreffend die Eintreibung von Vermögenswerten.
Die Regierung hat eine neue Strategie entwickelt, um den Bemühungen
bei der Unternehmensumstrukturierung und gegen die Korruption in der
Justiz neuen Aufschwung zu verleihen.
Die wirtschaftliche Erholung wird stärker, und
die Inflation hält sich in Grenzen. Im letzten Quartal des Jahres
1999 wuchs das BIP um 5,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Dadurch wurde
im Kalenderjahr 1999 ein bescheidenes Wachstum erzielt. Der Konsum und
der Abbau von Lagerbeständen sind nach wie vor die wichtigsten
Faktoren in dieser Erholung, ähnlich wie in anderen asiatischen
Ländern, die sich von der Krise erholen. Seit Juni 1999 ist die
Inflation niedrig, und die Zinssätze konnten auf den Vorkrisenstand
gebracht werden.
Ausgewählte
Wirtschaftsindikatoren* |
|
|
1996
|
1997
|
1998
|
1999
|
2000**
|
|
(Änderungen in
%)
|
Realwachstum des BIP
|
8,2
|
1,9
|
-14,2
|
1,5 bis 2,5
|
3 bis 4
|
Verbraucherpreise (Periodenende)
|
5,7
|
12,9
|
64,7
|
-0,6
|
5,4
|
(% des BIP [die Minuszeichen
bedeuten ein Defizit])
|
Saldo der Zentralregierung
|
1,2
|
-1,1
|
-2,2
|
-3,3
|
-4,8
|
Leistungsbilanz
|
-3,4
|
-0,9
|
4,4
|
3,1
|
1,9
|
(in Milliarden US-Dollar)
|
Auslandsverschuldung
|
127,4
|
135,0
|
149,9
|
147,6
|
149,1
|
(% des BIP)
|
Auslandsverschuldung
|
54,5
|
163,1
|
129,0
|
91,0
|
86,9
|
|
Quellen: Indonesische Regierungsstellen
und Schätzungen von IWF-Stabsmitgliedern
* Haushaltsjahr vom 1. April bis
31. März
** Programm, Haushalt für die Periode 1. April
bis 31. Dezember.
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Kasten 4. Malaysia und die Philippinen
Obwohl die Ansteckungseffekte der Finanzkrise der asiatischen Länder auch auf Malaysia und die Philippinen übergriffen, war die Erfahrung dieser Länder etwas anders.
Die makroökonomischen Bedingungen Malaysias waren von Anfang an bedeutend besser als die der anderen Krisenländer, besonders betreffend Auslandsverschuldung, Inflation und Ersparnisse. Zudem hatte das Land einen bedeutenden Haushaltsüberschuss. Sowohl Bankwesen als auch Unternehmenssektor waren gesünder als in den anderen betroffenen Ländern. Die Philippinen hatten bereits in den späten 80er und frühen 90er Jahren ein erfolgreiches IWF-Programm für makroökonomische Anpassung und Strukturreform begonnen. Dies scheint dazu beigetragen zu haben, dass das Land die Krise mit weniger Kosten in Bezug auf Produktionseinbußen, Arbeitslosigkeit und soziale Unruhen überstand. Nach Mitte 1997 war das Krisenmanagement solide, und die Philippinen nahmen eine Anpassung ihrer Wirtschaftspolitik vor, u.a. durch das Floaten des Pesos, ein Straffen der Geldpolitik und eine Stärkung des Bankwesens. Als die Stabilisierung Mitte 1998 Fuß zu fassen begann, wurde die Fiskal- und Geldpolitik wieder gelockert.
In beiden Ländern waren jedoch die anfänglichen Anzeichen der Krise ähnlich wie in Indonesien, Korea und Thailand, darunter ein Verlust des Vertrauens der Investoren, was zu starken Kapitalabflüssen, einer Senkung der Reserven, Einbrüchen der Aktienmärkte und bedeutenden Wertverlusten der Währungen führte. Anfänglich waren die wirtschaftspolitischen Reaktionen ebenfalls ähnlich. Insbesondere Malaysia ergriff Maßnahmen, um die Geld- und Fiskalpolitik zu straffen und legte Nachdruck auf Strukturreformen, besonders im Bereich der Regulierung und Überwachung des Finanzsektors und bei Verbesserungen in der Intermediation.
Malaysia führte im September 1998 hauptsächlich für den Off-Shore-Markt für Ringgit in Singapur und die kurzfristigen Portfoliofinanzströme Kapitalkontrollen ein. Die Regierungsbehörden waren der Ansicht, dass der Off-Shore-Markt ihre Möglichkeiten einschränkt, die Zinssätze rasch zu senken. Im Rahmen dieser Kontrollen wurde verlangt, Bestände in Ringgit bis Ende September an Finanzinstitutionen zu überweisen, die der nationalen Gesetzgebung unterliegen, und eine einjährige Warteperiode für die Rückführung von Portfolioinvestitionen einzuhalten. Diese Kontrollmaßnahmen wurden im Februar 1999 durch ein System mit gestaffelten Ausfuhrgebühren abgelöst und im September 1999 weiter gelockert.
Es hat jedoch den Anschein, dass die Verhängung von Kapitalkontrollen in Malaysia bis jetzt weder einen besonders positiven noch negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung ausgeübt hat. Die Stabilisierung der Währungen in der Region und die relative Unterbewertung des Ringgit, die zu einem bedeutenden Überschuss in der Zahlungsbilanz führte, erleichterten die Durchführung der Kontrollmaßnahmen. Eventuelle negative Auswirkungen der Maßnahmen dürften sich im Rahmen gehalten haben angesichts der Tatsache, dass sie zu einem Zeitpunkt eingeführt wurden, zu dem die Kapitalflucht bereits nachgelassen hatte und die beschleunigte wirtschaftliche Erholung der Region gemeinsam mit Fortschritten in der Umstrukturierung des Finanz- und Unternehmenssektors sowie dem im Allgemeinen soliden makroökonomischen Management Malaysias zu einer Stärkung der Zuversicht beitrug.
Auch in den Philippinen waren die makroökonomischen Entwicklungen in der letzten Zeit günstig. Die Erholung ist in vollem Gange, und das Realwachstum des BIP betrug 1999 3,25 %. Es stützte sich auf eine Erholung der landwirtschaftlichen Produktion nach der schweren Dürre des Jahres 1998. Die Geldpolitik trägt zur Förderung des anhaltenden Aufschwungs bei; die Zinssätze sind gegenwärtig unter dem vor der Krise herrschenden Niveau , während die Reserven an Fremdwährung den Stand der kurzfristigen Schulden (auf Basis der Restlaufzeit) erreicht haben, nachdem der Leistungsbilanzüberschuss 1999 auf beinahe 9 % des BIP anstieg. Auch die Bilanzen der Banken haben sich verbessert. Eine Erhöhung des Haushaltsdefizits wurde zugelassen, um die Wirtschaftserholung zu unterstützen, die Fiskalpolitik wurde im Jahr 2000 jedoch angesichts der Notwendigkeit, den relativ hohen öffentlichen Schuldenstand zu senken, auf einen Konsolidierungskurs gebracht.
Die Regierungsstellen Malaysias und der Philippinen konzentrieren sich nunmehr auf die Durchführung von Strukturreformen, um die vorhandenen Schwächen zu beheben und die Basis für ein mittelfristig nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu schaffen. Es gibt jedoch noch viel Arbeit, um die Fähigkeit beider Länder zu stärken, negativen externen Entwicklungen Widerstand zu leisten und die gegenwärtige Erholung von Wirtschaft und Finanzsektor aufrechtzuerhalten. Das umfassende Programm der Strukturreformen ist nach wie vor eine Herausforderung für die betroffenen Regierungen.
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Tabelle 1. Zusicherungen und Auszahlungen der Internationalen Gemeinschaft während der Asienkrise
(in Milliarden US-Dollar)
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Zusicherungen
|
Auszahlungen
(per 30. 5. 2000)
|
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IWF
|
Multilat. 1
|
Bilateral
|
Insgesamt
|
IWF
|
Andere 4
|
Insgesamt
|
Indonesien 2/
|
15,0
|
10,0
|
24,7
|
49,7
|
11,6
|
10,3
|
21,9
|
Korea 3/
|
21,1
|
14,2
|
23,1
|
58,4
|
19,8
|
10,6
|
30,4
|
Thailand
|
4,0
|
2,7
|
10,5
|
17,2
|
3,4
|
10,9
|
14,3
|
Insgesamt
|
40,1
|
26,9
|
58,3
|
125,3
|
34,8
|
31,8
|
66,6
|
1 Weltbank und ADB
2 Einschließlich der seit Juli 1998
erfolgten Erhöhungen
3 Per Ende Mai 2000 hat Korea 13 Mrd. US $ der IWF-Finanzhilfen zurückbezahlt
4 Multilaterale und bilaterale Auszahlungen insgesamt
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1 Die Ursprünge der Krise werden in der IWF Publikation “World Economic Outlook” von Dezember 1997 eingehender diskutiert.
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