I. Die Rolle des IWF und Massnahmen zur
Umweltpolitik
Der wichtigste Auftrag des IWF besteht darin, die geldpolitische Zusammenarbeit auf
internationaler Ebene, ein ausgeglichenes Wachstum des internationalen Handels und die
Stabilität der Wechselkurs-arrangements zu unterstützen. Durch die Förderung
von Maßnahmen zur Erfüllung dieses Auftrags trägt der IWF zu einer
nachhaltigen wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklung bei. Der IWF führt zur
Erreichung dieser Ziele mit seinen Mitgliedern auf verschiedenen Wegen Grundsatzdialoge:
- Beobachtung der Wirtschaftspolitik von Mitgliedsländern,
- Stabilisierungs- und Anpassungsprogramme, die Mitgliedern, die
makroökonomische Ungleichgewichte bekämpfen und Strukturreformen
durchführen, finanzielle Hilfe gewähren
- und ein umfassendes technisches Hilfsprogramm.
In den letzten Jahren wurden Umweltthemen mit bedeutenden makroökonomischen
Auswirkungen als wesentlicher Bestandteil dieses Grundsatzdialoges behandelt.
Die Ratschläge des Fonds zu Umweltfragen wurden in enger Zusammenarbeit mit der
Weltbank erarbeitet. Während die Weltbank einen breiten Fächer technischer
Ratschläge zu Umweltfragen gibt, ist der Auftrag des Fonds in diesem Bereich auf
Situationen beschränkt, in denen sich Umweltprobleme auf die makroökonomische
Stabilität und ein nachhaltiges Wachstum auswirken. Während dieser Bezug in
einigen Fällen auf der Hand liegt, wird zumeist davon ausgegangen, dass der
Zusammenhang zwischen Umweltproblemen und der makroökonomischen Stabilität
vielschichtig und äußerst komplex ist - eine Tatsache, die Verallgemeinerungen
über die Umweltauswirkungen der Stabilisierungspolitik ausschließt. Die
Komplexität wird noch vergrößert, da die Verknüpfungen wechselseitig
sind: solide makroökonomische Politiken können eine erhebliche Verbesserung der
Umweltsituation bedeuten, und eine nicht aufrechtzuerhaltende Umweltpolitik birgt die Gefahr,
dass die wirtschaftliche und soziale Lage eines Landes, z.B. durch eine allzu rasche
Erschöpfung seiner Naturschätze, ernsthaft unterwandert wird.
II. Massnahmen zur Lösung von
Umweltproblemen
Der Dialog des Fonds mit Mitgliedsländern zu Umweltfragen befasst sich
hauptsächlich mit kurzfristigen Maßnahmen, die Auswirkungen auf die wirtschaftliche
Stabilität und vor allem auf Fragen zum Steuerwesen und zur Preisgestaltung haben.
Durch Preissignale, die die Auswirkungen von wirtschaftlichen Tätigkeiten auf die
Umwelt nicht richtig einstufen, entstehen erhebliche Umweltschäden, wodurch negative
wirtschaftliche Anreize entstehen. Im Rahmen seiner Programme fordert der IWF normalerweise
im Vorhinein Korrekturen in der Preis-politik, insbesondere durch Einführung einer am
Markt orientierten Preisgestaltung durch die Streichung von Subventionen für
umweltschädigende Stoffe, wie Kohle oder Benzin. Dies wird in weiten Kreisen als
bedeutender Beitrag zur raschen Verbesserung der Luftverschmutzung in vielen
Übergangsländern betrachtet. Diese Maßnahmen wirken sich nicht nur
korrigierend auf verzerrende Anreize aus und verbessern die Allokationseffizienz, sondern sie
stellen ggf. auch die Mittel für einen ausgeglicheneren Haushalt bereit oder machen
Haushaltsmittel frei für produktivere öffentliche Ausgaben. Während eine
marktorientierte Preisgestaltung als Leitlinie gilt, hat der Fonds in einigen Fällen zur
Beibehaltung von Subventionen mit positiven Umweltauswirkungen geraten, insbesondere bei
Kerosin. In vielen Entwicklungsländern wird Holz durch Kerosin als Haushaltsbrennstoff
ersetzt. Wenn dieser Brennstoff zu niedrigen Preisen einem Großteil der Bevölkerung
zugänglich gemacht wird, kann der Druck zur Abholzung eingedämmt werden.
Selbstverständlich werden die Umweltauswirkungen von wirtschaftlichen
Tätigkeiten durch Marktpreise nicht immer angemessen berücksichtigt, und deshalb
sind Anpassungen erforderlich. Eine Korrektur der Marktpreise auf Grund negativer externer
Effekte ist jedoch problematisch, da für Emissionssteuern üblicherweise technisch
hochentwickelte Überwachungsapparate und ein großer Verwaltungsaufwand
notwendig sind. Die meisten Länder wenden daher weniger ausgefeilte steuerliche
Maßnahmen an, wie z. B. die Auferlegung von Warensteuern, bei denen eine indirektere
Beziehung zwischen dem Verschmutzungsgrad und dem Steuersatz besteht. Viele
Stabilisierungsprogramme beinhalten als grundlegendes Merkmal eine Erhöhung der
Energieverbrauchssteuern—diese Erhöhungen waren zwar möglicherweise nicht
hauptsächlich durch umweltpolitische Überlegungen begründet, ihre
Überein-stimmung mit umweltpolitischen Zielen wurde jedoch oft als zusätzliche
Rechtfertigung angesehen.
Dessen ungeachtet kann sogar eine gut abgefasste Stabilisierungspolitik angesichts
institutioneller Schwächen, Probleme der Regierungsführung und Marktversagen
negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. So können z. B. Änderungen im
Wechselkurs und in den Handelsvereinbarungen sowie die Förderung exportorientierter
Aufschwungstrategien für inländische Hersteller Anreize und Wettbewerbsvorteile
hervorrufen (so z. B. bei der Forstwirtschaft, dem Bergbau, großen landwirtschaftlichen
Betrieben und dem Fischereiwesen), wodurch im Falle institutioneller Mängel die Ausbeute
von Naturschätzen auf ein nicht tragfähiges Niveau getrieben werden kann. Manche
Länder haben es angesichts von Situationen, in denen negativen Umweltauswirkungen auf
Grund makroökonomischer Anpassungspolitik nicht ausschließlich durch
Preisgestaltung und steuerliche Maßnahmen wirksam begegnet werden kann, für
notwendig gehalten—oder der Fonds hat eine dahingehende Empfehlung ausgesprochen -,
kurzfristig quantitative Beschränkungen aufzuerlegen. Im Falle einer gestiegenen Nachfrage
nach Holzexporten, beispielsweise nach einer Währungsabwertung, werden quantitative
Beschränkungen für das Holzfällen im Allgemeinen oder der Holzexporte im
Besonderen als notwendige Maßnahme angesehen, zumindest bis rechtliche
Rahmenvorschriften vorhanden sind, die verhindern, dass das Holzfällen über ein
haltbares Niveau hinausgeht.
Auf der Ausgabenseite des Haushalts besteht bei vielen Stabilisierungssituationen die
Hauptaufgabe in der qualitativen Verbesserung der Ausgabeprogramme durch die Beseitigung
von Verschwendung und den Schutz von Haushaltsmitteln, die für ein langfristiges
Wirtschaftswachstum und eine nachhaltige Entwicklung bedeutsam sind. Durch die Kenntnis
dieser Probleme wurde die Notwendigkeit unterstrichen, wichtige Programme im Sozial- und
Umweltbereich zu schützen.
In vielen Entwicklungsländern sind Umweltbehörden und der Beamtenapparat je
nach Entwicklungsstand relativ schwach. Dies kann wiederum eine wirksame Durchsetzung von
Umweltschutzgesetzen und -bestimmungen verhindern, was durch Probleme der
Regierungsführung, unzureichende technische Kapazitäten, Personalmangel und
Haushaltsprobleme noch verschärft wird. In diesem Zusammenhang betont der Fonds in
seiner Beratung verstärkt eine Verbesserung der Regierungsführung und der
Transparenz. Transparenz erhöht die Verantwortlichkeit und ermöglicht der
,,Zivilgesellschaft" die Teilnahme am politischen Dialog und die Ausübung einer
demokratischen Kontrolle, während Korruptionsanreize vermindert werden. Hinsichtlich
des mittel- und langfristigen Aufbaus von Umweltschutz-Institutionen hat der IWF jedoch
aufgrund seines Hauptmandats nur wenig Fachkenntnisse. In Fällen, in denen der Aufbau
von Kapazitäten erforderlich ist, um Umweltschutz und nachhaltiges Wachstum von hoher
Qualität zu sichern, stützt sich der IWF beim Transfer notwendiger institutioneller
Fertigkeiten und Technologien an die Mitgliedsländer auf die Sachkenntnis der Weltbank
und anderer internationaler Organisationen.
Kasten 1. Umweltfragen, die in
Grundsatzdialogen mit den Mitgliedsländern angesprochen werden
Nachstehend Beispiele für Umweltfragen, die im Grundsatzdialog des IWF mit seinen
Mitgliedsländern angesprochen werden:
Brasilien: Die Regierung hat im Anschluss an einen Vorschlag des IWF zur
Erleichterung der reibungslosen Durchführung wichtiger Ausgabeprogramme dem
Kongress einen Mehrjahresplan vorgelegt, durch den die Ausgaben, einschließlich
Umweltprogramme, in den Jahren 2000 bis 2003 geregelt werden. Der Fonds hat die
behördlichen Bemühungen, das Umweltbudget zu sichern, unterstützt.
Indonesien: Ein wesentlicher Bestandteil des vom Fonds unterstützten
Stabilisierungsprogramms besteht in einem verbesserten Umweltmanagement. Der IWF
unterstützt Maßnahmen für umfassende Beratungen zu Fragen des
Forstwesens, zur regelmäßigen Veröffentlichung anhängiger und
genehmigter Anträge zur Umwandlung von Forstflächen und zur Neustrukturierung
von Forstbehörden. Im Steuerbereich wollen die Behörden sicherstellen, dass die
Förderungsabgabe wenigstens 60 % der ökonomischen Rente der
Holzwirtschaft erfasst und dass die Ausfuhrsteuern stufenweise durch Steuern auf die Nutzung
der Rohstoffe ersetzt werden.
Jemen: Der IWF hat, um der untragbaren Erschöpfung der
Wasservorräte entgegenzuwirken, Reformen unterstützt, durch die die erhebliche
Subventionierung von Dieseltreibstoff und anderen Erdölerzeugnissen abgeschafft wird, da
diese—u. a.—den verschwenderischen Umgang mit Wasser begünstigt haben,
indem der Betrieb von Wasserpumpen (weit unter Kostendeckung) für viele Landwirte
erschwinglich wurde.
Kambodscha: Anfang 1999 hat die Regierung Maßnahmen gegen illegales
Holzfällen sowie Korruption eingeführt, von denen einige Teil der Bedingungen des
IWF für die Weiterführung der Gespräche über ein neues Programm
waren. Zu den vom Fonds vorgeschlagenen Maßnahmen gehörte die
Aufrechterhaltung des Holzexportverbots bis zum Inkrafttreten eines Kontrollsystems, die
Einstellung der Gewährung neuer Konzessionen, eine Überprüfung
bestehender Konzessionen, die Stärkung von Umweltinstitutionen und der
Überwachung von Verstößen gegen das Forstrecht sowie Maßnahmen
zur Verbesserung der Transparenz und einer integren Regierungsführung im
Forstsektor
Mauretanien: Der Schutz der Fischbestände stellt ein Schlüsselelement
der von IWF und Weltbank unterstützten Anpassungsstrategie dar, zu der
Maßnahmen zur Erhöhung der Transparenz und der Effizienz bei der Erteilung von
Fischereirechten, eine verstärkte Überwachung illegalen Fischfangs und einer
verbesserten Eintreibung von Gebühren von Gesetzesübertretern gehören. Ein
neues, im Jahre 1998 eingeführtes, von Gebern unterstütztes Regierungsprogramm
zielt darauf ab, Probleme unzureichender Haushaltsmittel und eines unzureichenden
Arbeitskräftepotenzials in diesem Sektor anzusprechen.
Usbekistan: Der IWF hat wiederholt betont, dass die Belastung der
Wasservorräte zur Bewässerung und der landwirtschaftlichen Flächen auf
Grund massiver direkter und indirekter Subventionen nicht aufrechtzuerhalten ist und erhebliche
wirtschaftliche Aufwendungen mit sich bringt. Zu den notwendigen Maßnahmen
gehört die Erhöhung der Gebühren für Bewässerung und andere
Gemeindedienste auf ein kostendeckendes Niveau. |
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